Michael Hübl
(…)Und so legt es denn Carolina Kreusch auch nicht darauf an, wohlfeile Antworten auf existenzielle Fragen oder drängende Weltprobleme auszubreiten. Ihrem Werk ist zwar insgesamt sehr wohl anzumerken, dass sie die Realitäten des 21. Jahrhunderts genau registriert, eines Jahrhunderts, das früh beschädigt wurde – denken Sie an 9/11, an den Irak, an Fukushima. Aber statt pompös modellierte Behauptungen aufzustellen, setzt die Künstlerin Fragmente und Fundstücke aneinander und bewahrt den Charakter des Provisorischen, dessen körperliche Unversehrtheit permanent gefährdet scheint.
Kreuschs Kunstobjekte sind keine Nachbauten oder Rekonstruktionen. Es wird einfach der Fundus des Ingenieurswesens spielerisch geplündert und lustvoll umorganisiert. Gemacht? Gewachsen? Kann sein. So wie die Kabel und Leitungen, die Vernetzung suggerieren, irgendwo einen Anschluss haben können – oder auch nicht. Entscheidend ist nicht, dass da noch mehr neue Gegenstände in die Welt gesetzt werden. Entscheidend ist, dass da eine eigene, eigenständige Welt entsteht, in der die mainstreamigen Bahnen vorschnellen Verstehens und naseweis Immer-Alles-Gleich-Erklären-Könnens sehr bald abbrechen und in labyrinthische Pfade übergehen. weiter